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Von Nazis, Hurensöhnen und Schwuchteln. Wieviel Beleidigung verträgt der Fußball?

Auerbach. Am vergangenen Samstag fand hier das U16-Regionalliga-Spiel zwischen dem VfB Auerbach und Hertha BSC statt. Hertha-Trainer Sofia Chahed veranlasste, das Spiel vorzeitig abzubrechen. Der Vorwurf: rassistische Beleidigungen gegen seine dunkelhäutigen Spieler. Die Deutsche Olympische Gesellschaft in Berlin reagierte prompt mit dem Vorschlag, den Hertha-Nachwuchs für diese Aktion mit einer Fair-Play-Medaille auszuzeichnen. Die Zustimmung im Land war zunächst groß. Doch es scheint, als änderten sich die Vorzeichen ein wenig. Die BILD berichtet über Details zu diesem erregenden Ereignis:

Nun erhebt Auerbach-Kreisrat Patrick Müller (Die Linke), der privat beim Spiel war, Vorwürfe gegen Herthas Junioren. Zu BILD sagt er: „Hurensohn, Schwuchtel, Nazis, ich fi... deine Mutter – das waren die Mehrzahl aller Beleidigungen. Rassistische Beleidigungen von Auerbacher Seite konnte ich nicht feststellen. Die sagten „Spinner“ oder „Mach den Kopf zu!“. Allerdings waren das meistens Antworten auf Berliner Provokationen.“ (https://www.bild.de/sport/regional-sport/regiosport-chemnitz/spielabbruch-wegen-rassismus-neue-vorwuerfe-aus-auerbach-66766204.bild.html)

Bolzplatzkind war beim Spiel vom Wochenende nicht vor Ort. Wie die meisten hier lebenden Menschen in Deutschland. Deshalb können wir uns kein Urteil darüber bilden, was wirklich passiert ist. Somit steht Aussage gegen Aussage. Und wer am Ende Recht bekommt, gilt es nun wohl von zuständigen Sportgerichten unter mithilfe von Zeugen zu klären. Und so entwickelt sich aus einem ursprünglich ganz normal angesetzten Fußballspiel plötzlich eine Gesellschaftsdebatte. So ist das in der heutigen Zeit. Damals wurden derartige Probleme direkt auf dem Platz geklärt. Meistens durch sportliche Leistung. Und dann war Ruhe. Heute versucht jeder, irgendwo seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Weil man um die Wirkung und Macht der Sozialen Medien weiß. Am Ende profitiert jeder davon. Außer der Fußball an sich. Denn dieser geriet dadurch irgendwie in den Hintergrund. 

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Fakt ist: Seit ich Vereinsfußball spiele (1992), gibt es verbale Entgleisungen und Beleidigungen. Genau wie Schläge und Tritte. Die habe ich selber sogar schon abbekommen. Von Deutschen und von Ausländern. Das ist kein Novum. Der Umgang damit allerdings schon. Und nun sollten wir Fußballer uns einmal Gedanken machen, wie wir das zukünftig handhaben. Ob wir uns Woche für Woche empören und dadurch das Wesentliche aus dem Fokus geriet. Oder ob wir so weitermachen wie bisher, auf die Urteilskraft eines Schiedsrichters vertrauen und einfach Fußball spielen. Mich persönlich stört es nicht, ob mich jemand Hurensohn, Schwuchtel oder Kartoffel nennt. So viel Macht gebe ich meinem Gegenspieler gar nicht, dass er mich dadurch kränkt. Ich werde eher bei Tätlichkeiten und groben Fouls „etwas unruhiger“. Um es grundlegend einmal klarzustellen: Keine Beleidigung hat irgendetwas Positives. Doch es gibt sie nun mal. Und man wird die Menschen auch nicht mundtot machen können. Das weiß jeder Fußballer. Es geht um Emotionen. Und natürlich auch um Charakter. Doch am Ende eben immer noch darum, im Rahmen der Regeln ein Spiel zu gewinnen. Und jeder Spieler, der beleidigt, muss zu jedem Zeitpunkt damit rechnen, dass der Schiedsrichter seine Worte sanktioniert. Eigentlich eine tolle Errungenschaft.

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