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Rückwärts nach vorn

Es ist Montagmorgen und ich lese die Kommentare zum Comeback von „Wetten, dass..?“. Eine handvoll dauerfrustrierte Medienkritker und ein paar Hobbyjournalisten auf Twitter, die das Haar in der Suppe suchen. Doch der Ottonormal-User ist begeistert. Satte 14 Millionen Zuschauer schalteten am Samstagabend ZDF ein. Wegen des Aktuellen Sportstudios? Nein. Wegen Thomas Gottschalk? Ja. 

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Es war womöglich das Lechzen nach Entschleunigung. Ein Flashback, der überfällig war. Ein Zurückversetzen in die gute alte Zeit, als Unterhaltung noch wert geschätzt wurde. Als die Multioptionsgesellschaft von heute noch angewiesen war auf beeindruckende Wetten und internationale Stars, die durch ihren Auftritt im deutschen TV plötzlich nahbar waren. In den 90ern. Als man einfach zugeschaut hat. Ohne Smartphone. Ohne Ablenkung. 

Mir fällt das schon einige Jahre auf, dass die Menschen überflutet sind von Reizen. Überfordert mit dem Druck der schnellen Informationsverarbeitung. Mit dem Internet sollte alles leichter werden, man sollte weniger Arbeit haben. Doch es war ein Irrglaube. Denn es wurde immer mehr. Allein technologisch war es schon eine spannende Rallye, die wir alle gefahren sind die letzten gut zwanzig Jahre. Doch ich denke, dass viele Menschen genug haben. Dass es reicht. Und sich auf die alten, echten Werte zurückbesinnen möchten. 

Ich selber entschied mich am Samstag für die Partie zwischen Karlsruhe und dem HSV. Und bin dabei eingeschlafen. Mein Bauchgefühl sagte mir vorher, dass ich lieber „Wetten, dass..?“ schauen sollte. Doch ich habe nicht darauf gehört. Meistens ein Fehler. Wie auch immer, für mich sind die 14 Millionen Zuschauer ein Zeichen. Der Wunsch zur Rückkehr zu den Wurzeln. Mit weniger Tempo und mehr Wertschätzung. Mit weniger Hektik und mehr Ruhe. Vielleicht sollten wir als Gesellschaft wieder zu uns finden. Heißlaufende Diskussionen im Netz sind künstlich, verfälscht, unecht. Sie können das wahre Leben nicht widerspiegeln. Das geht nur Zuhause, bei Freunden oder im Verein. Auf Arbeit. 

Vielleicht geht es rückwärts nach vorn. 

 

Ich wünsche euch einen erfolgreichen Wochenstart,

Euer Henoch Förster

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